Jedes Jahr gibt die Gesellschaft den renommierten Jahresbericht heraus. Darin werden aktuelle Themen und Forschungen zum Legionslager und seiner Umgebung publiziert. Ebenfalls Platz haben Kurzberichte zu allen Ausgrabungen des letzten Jahres im Umfeld des Legionslagers.
Die älteren Jahresberichte sind unter e-periodica.ch elektronisch als pdf abrufbar (jeweils ein Jahr nach der Veröffentlichung).
© Kantonsarchäologie; Foto: Béla Polyvás
Der Jahresbericht 2021 ist gedruckt. Die Mitglieder der Gesellschaft haben ihn bereits per Post erhalten. Sie können den Jahresbericht direkt bei uns bestellen oder exklusiv von unserer Website downloaden:
Leben und Sterben südwestlich vor dem Legionslager –Vorbericht zur GrabungWindisch-Zürcherstrasse 2020–2021 (V.020.4)
Sonja Streit
Die Grabung Windisch-Zürcherstrasse 2020–2021 (V.020.4) erbrachte wichtige neue Erkennt- nisse zur Nutzung südwestlich ausserhalb des Legionslagers von Vindonissa. Südlich einer Strasse Richtung Südwesten lag in augusteischer Zeit ein Gräberfeld mit insgesamt 24 Brand- und 4 Körper- bestattungen. Spätestens während der Zeit der 21. Legion entstand dann ein Quartier aus Holz- und Fachwerkgebäuden, die bis zum Abzug der 11. Legion mehrmals umgebaut und erneuert wurden. Ein Töpferofen und Werkabfälle deuten darauf hin, dass verschiedene handwerkliche Betriebe darin beherbergt waren. Nach einem Hiatus im 2. Jh. n. Chr. wurde das Areal in spätrömischer Zeit er- neut als Siedlungsplatz aufgesucht und zwei Steingebäude wurden errichtet. Das aussergewöhnlich umfangreiche Fundmaterial umfasst einige bemerkenswerte Einzelfunde, wie eine Bronzefigur einer gelagerten Minerva, eine Dolchscheide und Fluchtäfelchen. Zum Artikel.
Die Jets vs. die Sharks –West Side Story in der Zivilsiedlung von Vindonissa? Vergleich zweier Fibelensembles aus den Grossgrabungen 2006–2009 in der Zivilsiedlung West
Hannes Flück
Im Rahmen der vorliegenden Studie werden zwei Fibelensembles aus der Zivilsiedlung West von Vindonissa miteinander verglichen. Sie stammen aus den Parzellen nördlich bzw. südlich der Strasse nach Augusta Raurica. Der Vergleich von Fibelspektren hat sich als Methode in den letzten Jahr- zehnten etabliert. Ebenfalls angelehnt ist das Vorgehen an das Konzept der «Objectscapes». Die beiden Komplexe zeigen vergleichbare Werte im Anteil der Aucissa-Fibeln bzw. der Fibeln der Riha Gruppen 5 und 7. Auffällig ist hingegen der Unterschied beim Anteil der Hülsenspiralfibeln mit Grat (Riha 4.2) und der Drahtfibeln vom Mittellatèneschema (Riha 1.4). Als mögliche Erklärungen für diesen Unterschied werden die Abgrenzung zwischen zwei Quartieren, die unterschiedliche regionale Herkunft der Bewohner:innen oder verschiedene ökonomische Möglichkeiten der Träger:innen diskutiert. Zum Artikel.
Die neu entdeckten Übungslager bei Würenlingen/Döttingen und das römische Legionslager vonVindonissa
Pirmin Koch, Sven Straumann, Jürgen Trumm, Thomas Doppler
Im Wald auf dem Gemeindegebiet von Würenlingen und Döttingen (AG) wurden auf den LiDAR- Bildern 2014 mehrere Wallanlagen entdeckt. Aufgrund der charakteristischen Spielkartenform war von einer römischen Datierung auszugehen. Bei der anschliessenden Prospektion des Areals mit dem Metalldetektor kamen römische Münzen, eine Fibel und eine ganz erhaltene dolabra zum Vorschein, die diesen Zeitansatz bestätigten. Die Wallanlagen lassen sich als römische Übungslager interpretieren. Analog zu den ausgedehnten Truppenübungsplätzen mit einer Häufung von zahlreichen Wall- und Grabenanlagen, die im Umfeld der Legionslager von Argentorate/Strasbourg (F), Bonna/Bonn (D) und Vetera/Xanten (D) entdeckt wurden, waren solche Anlagen auch im Umland von Vindonissa zu erwarten. Mit den Lagern von Würenlingen/Döttingen gelang nun erstmals deren Nachweis. Zum Artikel.
Fleischversorgung am Hochrhein-Limes – Untersuchungen zu den Tier- knochen vom spätantiken Wachtturm Rheinsulz, Laufenburg (AG)
Flavia Brunner
Im Zuge einer Projektarbeit an der Universität Basel wurden die Tierknochen aus dem spätrömischen Wachtturm Rheinsulz, Gemeinde Laufenburg (AG) ausgewertet. Die Untersuchung ergab, dass die Soldaten im Wachtturm mit lebenden Tieren versorgt wurden, die sie dann vor Ort schlachteten. Dabei waren das Rind und das Schwein die wichtigsten Nutztiere. Die Jagd war für die Versorgung unbedeutend, allerdings wurden Geweih und vermutlich auch Horn bearbeitet. Zum Artikel.
Ausgrabungen inVindonissa im Jahr 2021
Jürgen Trumm
Die Kantonsarchäologie Aargau war 2021 an 15 Stellen des römischen Vindonissa im Einsatz. Aus- grabungen, Sondagen, Baubegleitungen und geophysikalische Prospektionen wurden in Windisch, Gebenstorf und Hausen durchgeführt. Erneut stand weniger das römische Legionslager des 1. Jh., als vielmehr die ausgedehnten Bereiche der umgebenden Zivilsiedlungen, Gräberfelder und Wasser- leitungen im Fokus der Feldarbeit. Die im Vorjahr begonnene Grossgrabung vor der Südwestfront der castra legionis konnte im Sommer 2021 fristgerecht abgeschlossen werden. Unter der ausser- gewöhnlich grossen Fundmenge sind mehrere Fluchtäfelchen aus Blei besonders hervorzuheben.
Verschiedene Grossbauprojekte in der römischen Zivilsiedlung erforderten diverse Abklärungen im Vorgriff auf die eigentlichen Erdeingriffe. Gezielte Sondagen galten der nicht mehr intakten, so- genannten «toten» römischen Wasserleitung, um für einen Teilbereich eine gesetzliche Unterschutzstellung einleiten zu können. Zum Artikel.